Dienstag, 29. November 2011

Sportunterricht

Um euch einige Eindrücke vom Sportunterricht meiner Schule vermitteln zu können, zeige ich hier ein paar Videos und Fotos.
Bei diesem Video mache ich mit den Kindern das Warmmachspiel: Der Puma auf der Jagd nach dem Lama.


Hier zwei Fotos von der 3. Klasse:



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Im Bus nach Munaychay

Munaychay – so heißt das Kinderdorf in dem ich wohne und arbeite. Auf Quechua, der alten Sprache der Inka heißt es „So schön“. Und das stimmt auch. Für die Kinder ist es natürlich ein richtiges Paradies, aber auch für uns Voluntarios ist es ein richtig cooler Ort zum Leben.

Seit etwa einem Monat lerne ich auch Quechua, weil die Sprache noch von vielen Leuten hier gesprochen wird. Zudem erhoffe ich mich, auf dem Markt nicht mit Touristenpreisen verarscht zu werden. Dieser Plan ist bis jetzt allerdings noch nicht aufgegangen, weil die Kenntnisse dafür noch nicht ausreichen.

Nur die wirklich wichtigen Dinge lerne ich momentan: Sumaqmi nawiyki – Du hast schöne Augen oder Ama llulla – Sei kein Lügner.

Gerade sitze ich im Projektbus und die Kindergartenkinder nerven ein bisschen, weil sie alle wissen wollen, was ich hier mit dem „Lafftoff“ mache. Die Straße auf der wir fahren, ist ein holpriger enger Feldweg. Wenn ein Auto entgegenkommt, dauert es immer ewig bis die Fahrer aneinander vorbeikommen. Die Hochfahrt dauert zwischen 20 und 30 Minuten. Wenn wir oben sind, habe ich etwa eine halbe Stunde Zeit, in der ich mir einen Saft (heute: Orange mit Ananas und Maracuja) zubereiten werde, da wir seit kurzer Zeit eine Saftmaschine besitzen. Dann gehe ich zum Mittagessen in mein Kinderdorfhaus (Haus 1), es gibt immer eine Suppe und ein Hauptgericht (kein Nachtisch leider). Ab 15 Uhr machen wir Hausaufgaben oder andere Lernübungen. Mit Freude gebe ich ihnen Matheaufgaben, die sie lösen müssen. Manchmal hassen sie mich deswegen. Aber wenn ich danach mit ihnen Fußball spiele oder Eis mache, ist der ganze Hass wieder verflogen und ich bin wieder der coole Voluntario „Richaco“, oder wie mich die Kindergartenkinder nennen: „Richacha“.

Oh, und was mir gerade noch eingefallen ist: Auf halben Wege werden die Grundschulkinder (1. – 6. Klasse) einsteigen und die sind noch viel nerviger als die Kindergartenkinder („Prestame Lafftoff“ – Gib mir den Laptop). Deshalb fahre ich ihn schnell mal runter und verstecke ihn in meinem Rucksack. Bis bald!

Auf diesem Video singe ich mit den beiden Kindergartenkindern Marco und Fernando die Munaychay-Hymne.

Donnerstag, 17. November 2011

Erste Monate

So, vor exakt drei Monaten bin ich mit 15 weiteren Freiwilligen hier in Peru angekommen. Die erste Zeit war wirklich toll, mit vielen neuen Eindrücken, viel Essen und vor allem wenig Zeit für Berichte nach Deutschland. Das soll sich nun ein bisschen ändern, dafür habe ich diesen Blog eingerichtet, um einfach über mein Leben hier zu berichten und Fotos zu zeigen. Um die erste Zeit ein bisschen zusammenzufassen, kommen hier die Zeitungsartikel, die ich für die MainPost geschrieben habe.

Fliegt man von Lima eine gute Stunde Richtung Osten, soerreicht man die – mitten in den Anden liegende – Großstadt Cuzco. Von Cuzcofährt man mit dem Taxi etwa eine Stunde nach Urubamba. Mit dem Projektbus gehtes dann nochmal 20 Minuten einen holperigen, engen Feldweg bergauf, dann hatman den Kern des Projektes, das Kinderdorf Munaychay (quechua: „so schön“)erreicht.
Hier wohne ich mit acht anderen Freiwilligen in einem Haus,in direkter Nachbarschaft mit sieben weiteren Häusern, in denen je zehn Kinderund eine Hausmutter leben. Jeden Nachmittag müssen wir in eines der Häusergehen, bei den Hausaufgaben helfen, Lesen üben und uns mit den Kindernbeschäftigen. Glücklicherweise bin ich Haus 7 zugeordnet, dem Haus mit den ältesten Jungs und wir spielen sehr oft Fußball auf einem kleinen Fußballplatz in Munaychay. Am Anfang hat mir die Höhe (über 3000 Meter) sehr zu schaffengemacht und schon normales Gehen hat zu Herzrasen und schnellerem Atem geführt, aber mittlerweile akklimatisiere ich immer besser. Eine weitere beliebteBeschäftigung neben dem Fußball ist die Musik. Viele der Kinder spielen Gitarreund Panflöte. Jeden Mittwoch und Sonntag kommt ein Musiklehrer und ichbereichere die „Band“ mit meiner Trompete und lerne dabei die bekanntestenperuanischen Volkslieder. Zudem habe ich mir auch schon eine Panflöte auf dem Markt gekauft und übe fleißig, um dem Instrument erste Melodien zu entlocken.

Munaychay ist eingekesselt von vielen Bergen unterschiedlicher Höhe. Einen der kleineren Berge habe ich mit zwei anderen Freiwilligen in einer vierstündigen Wanderung schon erklommen, viel höher ist ein Berg, auf dem es einen Gletscher gibt und der ständig von Wolken verhangen ist.
Lena, Alfonso und ich auf einer der ersten Wanderungen.

Da der Schulbus nur sehr selten und unregelmäßig fährt, muss man oft den Weg nach Urubamba zu Fuß gehen. Das dauert etwa eine Stunde. InUrubamba gibt es einen Markt, Internetcafés und Restaurants. Auf dem Markt kannman einen Liter frischgepressten Obstsaft (z.B. Orange-Banane-Papaya, mein Lieblingssaft) für weniger als einen Euro kaufen. Auch gibt es einen großen Teller mit Reis, Nudeln, Pommes und Hühnchen für umgerechnet 50 Cent! Dieses Essen ist allerdings nur für hartgesottene Mägen, wie uns mitgeteilt wurde. Nichtsdestotrotz habe ich dieses Angebot natürlich auch schon ausgetestet, und das ohne Nachwirkungen.
Nachdem man sich den Bauch vollgeschlagen hat, muss man hoffen, dass ein Bus nach Munaychay fährt, ansonsten muss man den Weg – bergauf knapp zwei Stunden – zu Fuß zurücklegen, um am Abend vor Einbruch der Dunkelheit (immer um 18 Uhr) sicher in Munaychay anzukommen.

Jeder Freiwillige betreut ein Kinderdorfhaus in Munaychay. Ich bin für Haus 7 eingeteilt. In diesem Haus wohnen 10 Jungs im Alter von 13 bis 17 Jahren. Eines Tages war das Radio, das hier rund um die Uhr mit peruanischer Musik läuft, kaputt. Um sich ein neues leisten zu können, beschlossen alle, auf dem Feld arbeiten zu gehen. Und zwar am Wochenende. Ich musste an diesem Tag zwar um 9 Uhr morgens im Haus der Voluntarios sein, aber das war kein großes Problem, da wir schon um 5 Uhr am Morgen mit der Arbeit loslegten.
Um 4:30 Uhr klingelte mein Wecker, ich frühstückte kurz und zog mir warme Kleidung an, da es draußen noch kalt und dunkel war. Um 5 Uhr traf ich mich mit den Jungs und wir zogen los. Mit der aufgehenden Sonne erreichten wir eine halbe Stunde das Feld, auf dem wir arbeiten sollten. Jeder hatte eine Spitzhacke dabei.






























Wir stellten uns nebeneinander auf, jeweils etwa anderthalb Meter Abstand. Vor uns war eine Wiese. Jeder hackte nun auf seinen 1,5 Meterndie Wiese zu einem Acker. Ständig wurde geschaut, wer am weitesten und wer der Letzte war. Letzter war ich zum Glück nie, aber es war auch richtig harte Arbeit. Wir arbeiteten zwei Stunden und hatten etwa 15 Meter Wiese umgearbeitet. Der Bauer, für den wir arbeiteten, brachte uns unser Frühstück: Reis mit Linsen und Fleisch. Dazu einen Getreidetee. Das tat richtig gut nach der Arbeit.
Für mich hieß es dann schon zurück nach Munaychay, die anderen blieben noch bis zum Nachmittag da und arbeiteten. Für mich waren die zwei Stunden aber schon anstrengend genug gewesen. Sieben dicke Blasen zählte ich auf dem Nachhauseweg an meinen Händen, aber es hatte sich allemal gelohnt: Einen Tag später dröhnte peruanische Musik aus dem neuen Radio aus Haus 7.


Ich verließ Deutschland mit dem guten Gefühl im Rücken, nicht mehr in die Schule gehen zu müssen. Doch ich hatte mich getäuscht.
Zwei Vormittage pro Woche schnuppere ich auch hier Schulluft, allerdings in neuer Position – als Lehrer. Meine Schule heißt Ccotohuincho und liegt etwa eine halbe Stunde zu Fuß von Urubamba entfernt. Vor einigen Jahren brach hier ein Teil des Berges ab und verschüttete das Dorf. Mittlerweile ist wieder alles aufgebaut, doch der Untergrund hier ist steinig und karg. Tagsüber heizen sich die Steine richtig stark auf und so ist jeder Sportunterricht äußerst schweißtreibend.
Meine 5. Klasse und ich vor einem Stadtfest.


Gemeinsam mit einer anderen Voluntaria unterrichte ich Sportfür die erste bis vierte Klasse. In der ersten Klasse spielen wir hauptsächlich, rennen wie Tiere, imitieren Züge und üben links und rechts zuunterscheiden.
Im Gegensatz dazu ist in der vierten Klasse schon Leichtathletik und Handball möglich. Die Kinder der vierten Klasse sind sehr motiviert im Sportunterricht und jede Stunde in dieser Klasse ist ein Traum für jeden Sportlehrer.

Den Rest der beiden Unterrichtstage verbringe ich mit Englischunterricht. Hier gibt es große Unterschiede zwischen der Lernfähigkeitder Kinder mit den Kindern in Deutschland. Obwohl die meisten Kinder schon mindestens ein Jahr Englisch hatten, musste ich am Anfang wieder ganz von vorne mit den Zahlen anfangen. Durch viele Spiele, Lieder und Wiederholungen muss ich inEnglisch alleine versuchen, den Kindern die Sprache näherzubringen. Auch wenn es Fortschritte nur in kleinen Schritten zu sehen gibt, macht es trotzdem riesig Spaß, zu unterrichten.
Ein absolutes Highlight mit der Schule war ein Ausflug. An einem Tag fuhren alle 150 Schüler und alle Lehrer der Schule mit uns in einem riesigen Viehtransporter eineinhalb Stunden, um einen Spaziergang zumachen. Bei jeder Kurve verloren alle, die keine Stelle zum Festhalten hatten, das Gleichgewicht und es war eine super Stimmung an Bord.